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Das erste Mal Wodan

Ich hab’s tatsächlich getan. Ich bin gestern zum ersten Mal Wodan gefahren. Daher kein Bericht über den kompletten Besuch, sondern über den ersten Ride meinerseits auf einer sogenannten Extreme Achterbahn (RCDB)

Vorgeschichte

Ich hab ja immer steif und fest behauptet, ich werde nie einen dieser Coaster fahren, aber wie das halt im Leben so läuft, kommt es sowieso immer anders, als man denkt. Und ich stand schon oft genug vor Wodan und dachte mir: Heute noch nicht, aber beim nächsten Mal. Ganz konkret wurde es dann im Mai, als ich schon vor dem Tor stand und mich lediglich die 30 minütige Wartezeit noch davon abhielt, Wodan zu fahren.

Ich ging nach Hause und schmiedete einen teuflischen Plan. Der sah in etwa so aus: Heidi – The Ride zum reinschnuppern, dann Mammut in Tripsdrill und wenn dann alles passt, und ich die beiden Bahnen überlebt habe, dann rauf auf den/die Wodan. Man muss sich ja steigern können. Heidi fiel aber ins Wasser, weil wir uns im Urlaub Scharlach eingefangen haben. Ich war zwar im Plopsaland, aber hätte dann meine 5 jährige Tochter 15 Minuten da alleine rumstehen lassen müssen und so was mache ich nicht.

Geplant war, dann Mitte Oktober nach Tripsdrill zu fahren, um mit meinem Sohnemann zusammen Mammut auszuprobieren. Nur, bevor ich den auf die Mammut setze, sollten wir erstmal die anderen EP Achterbahnen antesten, denn die kannte er bisher auch nur vom Hörensagen. Also ging ich gestern mit ihm alleine in den EP und tasteten uns dann langsam an die Achterbahnen ran. Zunächst Matterhorn Blitz, dann Poseidon, dann Pegasus und finally noch Can Can Coaster. Das war für ihn eine komplett neue Welt und gerade Cancan Coaster war durch den genialen Lifthill natürlich besonders aufregend.

Ich bin dann schon mit der Wodan Option gen Island gezogen, wo wir zunächst eine Runde Whale Adventures drehten und dann standen wir vor Wodan und er meinte, er wolle Wodan fahren. Und dann war klar, es gibt kein zurück mehr. Als wir dann in der Queue standen und ich ihm erzählte, dass ich Wodan noch nie gefahren bin, weil ich zu sehr Schiss hatte, ging sein Hintern ordentlich auf Grundeis. Aber wir zogen es dann gemeinsam durch.

Wodan Timburcoaster

Zunächst die Wartezeit. Die war mit 25 Minuten angegeben, wir standen aber locker eine halbe Stunde in der Queue. Das wäre für mich eigentlich ein Grund gewesen, nicht zu fahren, denn das schlimmste bei einer Achterbahn ist und bleibt das Warten. Die Queue ist natürlich unglaublich schön thematisiert. Da war ich schon ziemlich begeistert. Aber die Lärmkulisse da drin ist halt schon ziemlich heftig, gerade wenn man die Bahn noch nie gefahren ist. Es rumort und rattert fast durchgehend und du weißt halt nicht, wie lange die Queue noch geht. Hier noch eine Ecke, dann noch eine und nochmal eine Das zieht schon verdammt lang. Und ich hatte Schiss. Angstschweiß und hoher Puls am laufenden Band. Aber ich habe in meiner Verhaltenstherapie gelernt, mit Angst umzugehen und man merkt halt auch, dass Angst im Grunde irrational ist. Und als wir dann die Höhle endlich verlassen hatten und vor der Treppe standen, wich die Angst und ich empfand pure Vorfreude. Und dann geht es ja ganz schnell.

Die Fahrt

Treppe hoch, Rucksack in die Ablage, Wagen 9 und los geht’s. Die Sitze empfand ich als saubequem und diese Art von Beckenbügel finde ich richtig angenehm, weil sie im Gegensatz zu den Can Can Coaster Bügeln eben nicht auf den Bauch drücken. Die Fahrt geht los und bereits vor der Kurve merkt man das Rattern der Holzachterbahn, welches ich bisher nur vom Hörensagen kannte. Mein Gedanke war: Au backe, das kann ja heiter werden, wenn man das hier unten schon so deutlich spürt.

Für mich hat jede Bahn zwei Endgegner. Die Queue und der Aufstieg zum Drop. Ich habe eine stark ausgeprägte Höhenangst, die aber auch komplett irrational ist. Sprich, so lange ich den Boden unter den Füßen sehe, ist es mir eigentlich egal. Aber sehe ich keinen Boden mehr, ist Feierabend. Deshalb habe ich ja massive Probleme bei Arthur oder im Voletarium, die ich beide nicht wirklich gerne fahre. Option 1 wäre gewesen, die Augen komplett zu schließen, aber ich entschied mich für Option 2, einfach stur nach vorne zu schauen. Das funktionierte, zumal der Zug ja doch relativ zügig nach oben fährt. Ein kurzer Blick oben über den Park war dann aber drin und dann ging es auch schon los.

Die Kurve und der Drop. Der letzte Gedanken, an den ich mich noch erinnern konnte, war: der Poseidon Drop ist aber heftiger. Was danach kam, kann man in Worten nicht mehr beschreiben. Durch die ganzen Onride Videos kannte ich den ganzen Streckenverlauf, aber vor lauter Adrenalin hatte ich keine Ahnung, wo wir uns auf der Strecke befanden. Ich hab wie am Spieß gebrüllt, ich hab gejohlt, ich hab gelacht. Ich hatte Tränen in den Augen. Klar, durch den Fahrtwind. Aber da waren auch Freudentränen dabei.

Wir saßen ja in der 9.Reihe und da wird man schon gut aus den Sitzen gehoben. Ich will gar nicht wissen, wie sich die letzte Reihe anfühlt. Man hatte echt das Gefühl, als würde man fliegen. Sanft ist aber anders. Ich empfand das Rütteln schon als ziemlich heftig. Und dann diese Geräuschkulisse. Krasser Scheiß. Und das Schlimme ist ja, dass die Bahn einem keine Verschnaufpause gönnt. Alle Bahnen, die ich bisher gefahren bin, haben Blockbremsen oder da wechseln langsame und schnelle Phasen ab. Aber nicht Wodan.

Wie lange dauert die Fahrt? 2 Minuten? Für mich kam sie vor wie eine halbe Ewigkeit. Als würde die Zeit stillstehen. Wir steigen aus dem Zug aus und ich habe butterweiche Knie. Ich setze mich direkt oben in die Hütte vor dem Abstieg. Ich fühle mich tiefenentspannt. Grenzenlos glücklich. Ich brauche fast eine Viertelstunde, um zu realisieren, was ich gerade erlebt habe.

Fazit

Die wichtigste Erkenntnis für mich. Wodan hat praktisch keine bösen Kurven. Mein Problem bei Achterbahnen sind weder die Geschwindigkeit, noch die Drops, sondern seit ein paar Jahren primär die Kurven. Je enger, desto schlimmer. Früher hatte ich die Probleme nicht, da wurde mir nie übel. Heute schlagen mir Achterbahnen und deren Kurven doch vermehrt auf den Magen. Am schlimmsten sind die Helixe bei Pegasus. Oder bei der Schweizer Bobbahn, die beiden Bahnen fahre ich daher auch eher selten. Aber selbst beim Alpenexpress drückt es mir im Helix auf den Magen. Can Can Coaster die unteren Kurven auch. Bei Wodan hatte ich dieses unangenehme Gefühl nur ganz kurz in der Kurve bei Atlantica. Aber es war minimal, so gut wie nicht spürbar.

Für meinen Rücken ist Wodan jetzt vielleicht nicht ganz optimal, denn als der Adrenalinrausch vorüberzog, merkte ich schon, dass es etwas zwickt. Das kann natürlich auch von der Anspannung kommen. Schlimm war es nicht, kein Vergleich mit Euro-Mir. Nach meiner letzten Euro-Mir Fahrt vor 20 Jahren führte mich mein Weg danach direkt zum Orthopäden, der mir die Nackenwirbel wieder einrenken musste.

Meine Lieblings-Achterbahn ist Wodan jetzt noch nicht, dazu hänge ich zu sehr an Poseidon und am Can Can Coaster. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich einen Coaster dieser Sorte besser vertrage als die Familienachterbahnen. Wodan, wir sehen uns wieder. Und vielleicht schaffe ich es auch irgendwann die Arme in die Höhe zu reißen, denn das war bei meiner allerersten Fahrt jetzt noch nicht drin.

Ausblick

Also, Mammut in Tripsdrill geht jetzt klar, ob ich deshalb aber extra nochmal dieses Jahr hinfahre, weiß ich nicht. Ich bin gespannt, wie die sich im Vergleich zu Wodan fährt, denn die ist ja nicht ganz so hoch und auch nicht ganz so schnell. Tatsächlich steht als nächstes dann Blue Fire auf der Liste. Auch wenn ich vor der wegen Looping und Heartline Roll noch mehr Respekt habe (wegen Übelkeit). Aber wenn mein Sohnemann die auch fahren will, bin ich am Start.

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